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Gesellschaftliche Relevanz und Hochschulstudium – die HNEE setzt das Thema ‚Transfer‘ ganz oben auf die Agenda

perspektive n an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde

Im Rahmen der Klimaschutz-Woche (12.-18. Juni 2017) an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde(HNEE) setzte das netzwerk n die Sommertour der perspektive n am 13. Juni fort. Von Anfang an war spürbar, dass wir an einer Hochschule zu Gast waren, die Nachhaltigkeit im Namen trägt. Passenderweise lautet das Motto der HNEE „Unser Name ist Programm“; und so lag Nachhaltigkeit in der Luft.

Mit etwa 25 Teilnehmenden war die Resonanz zwar ausbaufähig, die eher geringe Anzahl wurde allerdings nicht nur durch die große Beteiligungsbereitschaft, sondern auch durch eine anspruchsvolle Diskussion mehr als kompensiert. Tatsächlich musste das Fishbowl-Podium spontan noch um einen neunten Stuhl erweitert werden, um dem Gesprächsbedarf der Anwesenden Rechnung zu tragen.

Das Besondere an dieser neunten perspektive n war die thematische Fokussierung: Als Mitglied im Hochschul-Nachhaltigkeitsnetzwerk „HochN“ beschäftigt sich die HNEE ausgiebig mit dem Bereich ‚Transfer‘ und so auch diese perspektive n. Unter der Frage „Gesellschaftliche Relevanz und Hochschulstudium – Wie passt das zusammen?“ wurde zwei Stunden über das Verständnis, den Status quo, die Herausforderungen im Umgang mit und die Zukunftsvorstellungen von Transfer an der HNEE diskutiert. Dementsprechend leitete unsere Moderatorin Jana Holz (netzwerk n) die Veranstaltung nicht mit der Frage zum Nachhaltigkeitsverständnis ein, sondern fragte nach dem Begriff Transfer.

Zentrale Bezugspunkte der folgenden Diskussion waren Interaktion „auf Augenhöhe“, die Hochschule als Akteur in der Gesellschaft, Studierende als zukünftige Change Agents, der Dreiklang aus Studierenden, Lehrenden und Praxispartner_innen, eine Lernerfahrung für alle involvierten Akteure, forschendes Lernen uvm. Der Status quo an der Hochschule kann sich bereits sehen lassen: Es gibt seit 2016 eine Transfer-Strategie, die von einer Projektgruppe erarbeitet wurde und explizit Transfer im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung in den Blick nimmt, und viele engagierte und Transfer-aktive Mitarbeiter_innen und Studierende sowie einige etablierte Formate wie die studentisch ausgerichteten Projektwerkstätten. Festgestellt wurde aber auch, dass die Situation an den einzelnen Fachbereichen und von Studiengang zu Studiengang sehr unterschiedlich ist. Vor allem bezüglich der Integration der Praxiselemente in den Lehr- und Studienalltag, der Institutionalisierung der Transferelemente und der strategischen Herangehensweise an das Thema wurde weiterer Handlungsbedarf ermittelt.

Mit mehr Kreativität Strukturen verändern

Wiederkehrendes Thema der Diskussion war der Wunsch der Studierenden, Transferelemente aktiv in ihr Studium einzubeziehen, und die Identifizierung von Hemmnissen für eine Umsetzung dieses Wunsches. Es wurden u. a. Unsicherheiten bezüglich der Anerkennung der Leistungen, der Durchführung der Projekte, der Ansprechpartner_innen in der Hochschule und darüber hinaus ausgemacht sowie Schwierigkeiten bezüglich der Realisierbarkeit von Projektideen, vor allem auch im eng getakteten Studienalltag. Ein weiteres zentrales Thema in diese Richtung war die Art von und die Anerkennung der Prüfungsleistungen in den Praxis-Projekten. Hier wurde mehr Kreativität und Flexibilität gefordert, um der Komplexität der Projekte gerecht zu werden. Eine konkrete Frage, auf die es noch keine eindeutige Antwort gab, war: Wie kann man Scheitern (z. B. wenn ein Praxispartner mitten im Projekt abspringt) würdigen, dokumentieren und abfragen?

Bezüglich der Weiterentwicklung des Transfers in der Lehre wurde konkret die Stärkung und Weiterentwicklung der Projektwerkstätten genannt sowie eine stärkere Verknüpfung dieses Formats mit den Masterstudiengängen. Darüber hinaus wurde der Gedanke aufgegriffen, die ungleiche Situation in den Fachbereichen anzugehen und den Transfergedanken in allen Studiengängen zu stärken. In diesem Sinne sollte die Vernetzung zwischen den Fachbereichen und den Studiengängen explizit angegangen werden sowie der Transfer auch zwischen den Jahrgängen. Es gibt bereits eine verpflichtende Vorlesung für alle BA-Studierenden der HNEE zu Beginn des Studiums, die eine Einführung in nachhaltige Entwicklung gibt. Auf diese aufbauend wurde die Idee entwickelt, am Ende der BA-Studiengänge erneut ein gemeinsames und Studienfach übergreifendes Modul einzuführen, das in Form einer gemeinsamen Projektarbeit Transdisziplinarität und Praxistransfer fördert.

Praxispartner_innen: Zivilgesellschaft, Verwaltung und die Hochschule selbst

Besonders bezüglich der Praxispartner_innen wurde deutlich: hier geht es nicht nur um „die“ Wirtschaft, an die man dabei vielleicht als erstes denkt, auch NGOs, die regionale Verwaltung und kleinere Vereine sind Partner_innen in der Lehre an der HNEE. Außerdem klang an, dass es zukünftig eines institutionalisierten Austausches und einer Einigung darüber bedarf, inwieweit die HNEE ihre Praxispartner_innen (und vor allem die strategischen Partnerschaften) auswählt – mit welchen Akteuren möchte man kooperieren, welche Prinzipien legt man der Auswahl und der Zusammenarbeit zu Grunde? Ein Schritt in diese Richtung ist der kürzlich eingerichtete „Transfer-Beirat“, dem neben Unternehmensvertreter_innen auch Vertreter_innen z.B. der Landeskirche und aus Ministerien angehören. In dieser Diskussion wurde auch die HNEE selbst als „Praxispartnerin“ und Lernfeld definiert – Transfer mit und an der Hochschule selber könne man z. B. im Rahmen eines Praxis-Projekts zur Organisationsentwicklung der Hochschule fördern.

Insgesamt hat die perspektive n an der HNE Eberswalde das Thema ‚Transfer‘ für nachhaltige Entwicklung ganz weit oben auf die Agenda gesetzt, nun gilt es, an den Ideen weiter zu spinnen und konkrete Formate, Fördermöglichkeiten und Veränderungen zu implementieren.

Diskutant_innen:

Prof. Dr. Alexander Pfriem, Vize-Präsident für Forschung und Technologietransfer, Professor für chemische Verfahrenstechnik

Kerstin Lehmann, Leiterin der Transferstelle, Dipl.-Ing. (FH) Landschaftsnutzung und Naturschutz) und MBA (HNEE)

Johanna Dodillet, Mitglied im AStA 2. Semester Masterstudiengang Regionalentwicklung und Naturschutz

Jan-Hendrik Skroblin, Studentischer Vizepräsident, 2. Semester den Masterstudiengang Regionalentwicklung und Naturschutz

Justine Valentin, Hochschulgruppe „Naturfreunde“, B.A. Forstwirtschaft

Moderation:

Jana Holz, Vorstandsvorsitzende netzwerk n e.V., Fachbeirat HOCHN

P.S.: Wusstet Ihr, dass das Videoporträt zum Runden Tisch der HNEE online ist? Hier könnt ihr es Euch anschauen!